Analoge Fotografie bedeutet noch lange nicht, dass man bis zu den Ellenbogen in Fotochemie eintauchen muss. Eine schöne Variante der Analogfotografie ist das Sofortbild, früher auch Polaroid-Fotografie genannt. Nun ist Polaroid als Unternehmen schon längere Zeit Geschichte und trotzdem gibt es noch das Sofortbild. Als Nachfolger-Material sind die Filme von „Impossible Project“ bestens bekannt, die sich für die Kameras vom Typ SX-70, Typ 600 und Typ Spectra eignen. Aber es gibt auch noch andere Sofortbild-Filme, die in der Vergangenheit eine erheblich größere Verbreitung in der professionellen und und semi-professionellen Fotografie hatten – die Trennbildfilme. Heute scheuen wir einmal genauer auf diesen Bereich, weil auch diese Filme heute noch zu bekommen sind.
Der Ursprung der Sofortbild-Fotografie liegt in den Trennbildfilmen. Bereits zu Zeiten von Polaroid begann auch Fuji mit der Produktion von Sofortbild-Filmen und nach dem Marktausscheiden von Polaroid liefert Fuji bis heute den beliebten Trennbildfilm. Der Name des Films kommt daher, dass man nach der Aufnahme und einer kurzen Entwicklungszeit die Bildseite von der Entwicklungschemie trennt. Diese Entwicklungschemie wird durch einen mechanischen Vorgang bereits in der Kamera auf der Bildseite aufgetragen und über ein „Entwicklerblatt“ nachher abgezogen. Das ist eigentlich die ganze Zauberei bei der Sofortbild-Fotografie. Wir wollen uns heute auch nicht mit den chemischen und technischen Abläufen des Trennbildfilms befassen. Vielmehr geht es heute um die praktische Fotografie mit diesem Filmtyp.
Heute werden zwei unterschiedliche Typen Trennbildfilme angeboten. Der farbige Film hat eine Nennempfindlichkeit von ISO 100. Das schwarzweiß Pendant hat eine Nennempfindlichkeit von ISO 3000. Mit diesen ISO-Werten entsprechen die Filme nahezu dem, was ursprünglich von Polaroid angeboten wurde. Nun können diese Filme in unterschiedlichen Kameras eingesetzt werden. Zunächst gab es eine große Anzahl Kameras aus dem Hause Polaroid, die für Trennbild-Filme gebaut wurden. Die meisten dieser interessanten Apparate können heute noch ohne Probleme eingesetzt werden – einzige Voraussetzung, sie waren nicht für den schon seit mehr als 30 Jahren nicht mehr lieferbaren Rollfilm gebaut. Zudem gab es für nahezu alle professionellen Mittelformat-Kameras ein sogenanntes Polaroid-Back. Besonders Werbe- und Fashion-Fotografen nutzten das Trennbild-Polaroid, um die Lichtgebung des Sets komplett abzustimmen. Diese Aufnahmen waren wichtig, weil man sich so eine Menge Ausschuss ersparte. Und genau hier finden wir eine Besonderheit des Trennbildfilme, die heute manchen Einsteiger in diese Art der Fotografie zur Verzweiflung treiben kann.
Sofortbild-Fotografie braucht Licht, das nur durch noch mehr Licht ersetzt werden kann. So ist es auch ein Trugschluss, wenn man bei dem schwarzweißen ISO3000-Film glaubt einen Lichtriesen zu haben. Alle Trennbild-Filme freuen sich über die Reflexionen. Alles Licht, dass von einem Objekt zurückgeworfen wird, zeichnet sich zu einem gestochen scharfen Bild ab. Je mehr Reflexionen, um so besser. Und da wir in der Fotografie eigentlich immer nur Reflexionen einfangen, ist das zunächst keine Umstellung bei der Fotografie. Allerdings ist zu beachten, dass nicht jedes Objekt und ganz besonders nicht jede Farbe in der gleichen Art reflektiert. So scheinen zum Beispiel Gelb und Grün wesentlich stärker zu leuchten (also reflektieren), als Rot oder Braun. Ein grünes Fahrrad vor einer dunkelroten Backsteinmauer lässt das Fahrrad leuchten und taucht die Backsteine in ein geheimnisvolles Dunkel.
Wenn jedoch ein heller Hintergrund bei einer ansonsten recht hellen Aufnahmesituation das ganze Bild gut ausleuchtet, wird auch Rot hervorragend und strahlend abgebildet. Eigentlich logisch, aber auch gleichzeitig eine kleine Umstellung in der Fotografie. Übrigens gerade dieser Leucht- und Reflexionseffekt wurde von Werbefotografen bewusst bei den Probeaufnahmen auf Trennbildfilm ausgenutzt. Kein anderes Filmmaterial reagiert so hart und klar auf Reflexionen und Farbwirkung wie ein Trennbild-Film. Wenn sich auf dem Probe-Schuss alles Wichtige satt und klar abzeichnete, bekam man auch mit dem normalen Negativ- oder Dia-Material ein gut zur Weiterverarbeitung geeignetes Bild. Der Vorteil des „richtigen“ Filmmaterials war dann jedoch, dass es die harte Tonwerttrennung des Trennbild-Films nicht gab und somit alle Farbbereiche in natürlicher Anmutung abgebildet wurden.
Moderne Fotografie mit Trennbild-Filmen macht Spaß – keine Neuigkeit, da analoge Fotografie grundsätzlich Spaß macht. Aber mit diesem Typ der Sofortbildes bekommt man zwei Dinge, die andere Arten der Analogfotografie nicht bieten können: Ein Bild sofort nach der Aufnahme und eine ganz eigene und spezielle Bildanmutung.