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Zeitreise analoger Enthusiasten

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Wir hatten es angekündigt – im Laufe dieses Jahres wird es ein paar Modernisierungsmaßnahmen bei uns geben. Eine Maßnahme betrifft unser Blog, das mittlerweile reichlich in die Jahre gekommen ist. Die Berichterstattung, so sagen die meisten Leser, ist hochklassig, das Layout ist jedoch ziemlich angestaubt. Auch die Bedienung entspricht nicht mehr dem neuesten Stand. Deshalb haben wir den Umbau schon fest im Terminkalender fixiert. Das wird viel Arbeit, aber für alle Kunden und Interessenten bringt die Neugestaltung reichlich Nutzen. Aber darum soll es im heutigen Blog-Post nicht gehen. Aufgefallen ist bei der Durchsicht alter Wortmeldungen, wie stark sich im Zeitraum Februar 2009 bis heute das Leben in der analogen Fotografie verändert hat. Gehen wir einmal auf eine kleine Zeitreise – 4 Jahre sind in der modernen Analogfotografie tatsächlich eine interessante Zeitspanne. Vieles hat sich verändert.

Angefangen hat im Grunde alles mit den lomografischen Plastikkameras. Holga & Co. waren sozusagen der Startpunkt für den Spürsinn-Laden im Februar 2009. Lomografie war und ist ein analoges Thema. Der lomografische Interessenkreis wird von jungen Fotografen gelebt und wir standen somit schnell im Fokus der jungen Fotografie. Ein paar Filme dazu und das erste Spürsinn-Angebot war ausreichend komplett. Schauen wir auf die junge Analogfotografie heute. Es hat sich viel verändert. Zwar spielt die Lomografie nach wie vor eine Rolle, nimmt heute aber bei Weitem nicht mehr die tragende Rolle ein. Auch die jungen Fotografen haben sich entwickelt. Schnell entdeckten sie ihre Liebe zur präzisen Fotografie, wuchsen über die Plastikkameras hinaus und gerade die Spürsinn-Kunden der ersten Stunde sind es heute, die sogar in Großformat, Dunkelkammer und Edeldruck fantastische Bilder erstellen.

Apropos Großformat. Als wir 2010 das Thema der Planfilme angepackt haben, wurden wir für verrückt erklärt. Aber es dauerte nicht lange, bis der Großformat-Film „G50“ zum erklärten Liebling von neu einsteigenden und (etwas später) altgedienten Großformat-Fotografen wurde. Es ist auch hier interessant, die Zeitschiene zu betrachten: Ein Jahr nach Eröffnung unseres Internet-Shops wuchs der Planfilm-Umsatz schon auf fast die gleiche Höhe wie der Kleinbildfilm-Umsatz. Verändert hatte sich im Übrigen auch, dass der Spürsinn-Laden immer weniger Neukameras im Angebot hatte und dafür das Angebot an Filmmaterial und Fotochemie deutlich erweiterte.

Apropos Fotochemie. Schon 2009 hatten wir uns aufgemacht und einen eigenen Schwarzweiß-Entwickler an den Markt gebracht. Auch dieser konnte viele Freunde finden, aber was dann im April 2011 beginnen sollte, ahnte damals noch niemand. Schon Ende 2010 hatten wir den Eindruck, dass der „alte HCD“ ganz nett, aber irgendwie nicht voll und ganz passend für den Markt war. Immer wieder schickten uns Kunden eine Wunschliste, was ein moderner Schwarzweiß-Entwickler alles bringen sollte. Manches konnte der „alte HCD“ mit ein paar Tricks erfüllen, aber im Großen und Ganzen blieb er doch auf halber Strecke stehen. Daher setzten wir uns mit SPUR zusammen, ein recht dickes Pflichtenheft in der Hand, und überlegten wie es funktionieren könnte, einen SW-Entwickler zu konzipieren, der maximales Push- und Pull-Potential hat und dabei immer die bestmögliche Bildschärfe bringen kann. Eigentlich eine Unmöglichkeit, aber Chemie (oder sollen wir sagen Alchemie?) ist zwar ein gut erforschtes, aber in weiten Teilen auch noch unbekanntes Gebiet. Heraus kam also im April 2011 der „HCD new“. Aus unserer Sicht und aus Sicht enorm vieler Kunden deutlich mehr als nur ein weiterer Entwickler im gut sortierten Marktangebot.

Apropos Marktangebot. 2009 klingelte häufig das Telefon und die meist gestellte Frage war, wie lange es noch Filme und Fotochemie geben würde. Heute klingelt auch häufig das Telefon, aber die Anrufer benötigen eine Beratung, weil das Angebot an Filmen und Fotochemie mittlerweile so groß geworden ist, dass die Entscheidung nicht ganz leicht fällt. Und auch die Anforderungen sind heute wesentlich spezieller, als noch vor 4 Jahren. War damals noch die häufigste Frage, ob man einen Film auch gut scannen kann, hat sich diese Thematik deutlich erweitert. Sowohl Scanner als auch Vergrößerung in der Dunkelkammer ist für die meisten Anrufer wichtig – beides soll mit maximaler Qualität möglich sein. Und dabei ist interessant, dass sich in den letzten 12 Monaten schon eine Menge unserer Kunden eine Dunkelkammer eingerichtet oder ihre alte wieder entstaubt haben. Auf jeden Fall kommt wieder Leben in den liebevoll „Rotlichtbezirk“ genannten Bereich. Und die Anzahl der Fotografen, die für die nächsten Monate das Einrichten einer Dunkelkammer planen, ist enorm. Auf die hybride Verarbeitung will aber selbstverständlich auch niemand mehr verzichten – aber Scannen und digitales Nachbearbeiten sind dann doch noch etwas anderes, als der voll analoge Arbeitsprozess. Und dann nimmt auch die Anzahl jener Fotografen erheblich zu, die digital fotografieren und das Ganze dann analog als Edeldruck ausarbeiten.

Apropos Edeldruck. 2009 war das noch kein Thema. Zwar betrieben schon einige Fotografen diese Art der Bildausarbeitung, aber wirklich nicht viele. 2011 brachten wir die ersten Produkte in unseren Shop, boten Workshops dafür an und machten die Verfahren bekannt. 2012 gab es dann einige Neuigkeiten von uns – Eigenprodukte mit ganz besonderen Eigenschaften. Für dieses Jahr haben wir uns auf diesem Weg noch so einiges vorgenommen. Edeldruck wird also richtig spannend. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum der Grabenkampf zwischen Analog und Digital endlich beigelegt ist. Das Gegenteil ist sogar der Fall, die meisten Fotografen betreiben beide Arten der Fotografie parallel und am Ende zählt das einmalige und sehenswerte Bild.

Apropos Bild. Die Dunkelkammer haben wir bereits angesprochen. Bereits 2009 lieferte der Spürsinn-Laden ganz gut sortiertes Angebot an Fotopapieren – sowohl Silbergelatine-Papier für die Dunkelkammer, als auch Papiere für den InkJet-Druck. Wer heute in unseren Shop schaut, findet ein wesentlich erweitertes Angebot an Silbergelatine-Papiere in höchster Qualität (sowohl Schwarzweiß wie auch Color), aber keine InkJet-Papiere mehr. Woran liegt das? Mehrere Gründe sind ausschlaggebend. Einerseits verkaufen wir nur die Produkte, von denen wir wirklich etwas verstehen. Unsere Fachkompetenz liegt nicht auf dem digitalen Sektor und auch nicht in der Druckertechnologie. Zum Anderen ist der Preiskampf auf den Papiermarkt enorm. Täglich unterbietet ein Papier-Anbieter den anderen. Eine Wettbewerbsspirale am untersten Verdienstlimit – das kann nicht gesund sein.

Apropos Wettbewerbs und Verdienstlimit. Ein heißes Eisen, aber wir scheuen uns nicht darüber zu sprechen. Es ist klar und eindeutig, dass jeder Händler sein Geld verdienen muss, um Räume, Personal und auch die Pflege des Warenangebotes zu bezahlen. Es ist kein Geheimnis, dass die Margen im Fotohandel nicht die üppigsten sind – aber das, was sich da so manche Wettbewerbe leisten ist wirklich „großes Kino“. Da wird auch schon einmal unterhalb des Einkaufspreises verkauft – Kunden kann es freuen, aber gleichzeitig ist es ein Spiel mit dem Feuer, wenn dann plötzlich der eine oder andere Anbieter aus dem Markt aussteigen muss, weil die Kassen leer sind. Das haben wir in den vergangenen Jahren gelernt: Wer immer frische Waren an Lager hat, kann keine Preiskämpfe durchhalten. So bleiben wir so wie wir sind und können daher auch spezielle Waren anbieten, die andernorts nicht lieferbar sind.

Apropos Spezialitäten. Davon gibt es jede Menge in unserem Sortiment. Begonnen hat es 2009 mit rund 50 Produkte im Angebot. Das war schon ganz interessant – heute bieten wir fast 500 Artikel an und zusätzlich noch ein breit gefächertes Workshop-Programm. Mit dabei sind Spezialitäten wie Planfilme im Format 6,5×9 cm, 1,35 Volt-Batterien als Ersatz für die von vielen älteren Kameras benötigten Quecksilber-Batterien, Lederpflege für Kamerataschen und Kamerabelederungen, Einstelltücher für Großformat-Kameras, photographische Trockenplatten für die Fotografie auf Glasplatten und sogar „lift it“, das von uns erfundene Pinselset für den Emulsionslift von Impossible-Filmen. Seit 2009 bringen wir eine Neuigkeit nach der anderen auf den Markt und noch lange ist kein Ende abzusehen. Jetzt, durch die beginnenden Umbauarbeiten am Blog, ist uns wieder bewusst geworden, was sich in den letzten 4 Jahren alles getan hat. Vielleicht haben wir mit diesem Blog-Post den einen oder anderen Kunden mit auf eine Zeitreise genommen, ein Weg den sie mit uns gemeinsam gegangen sind. Eine Zeitreise analoger Enthusiasten.


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