Das bildliche Gestalten des menschlichen, nackten Körpers ist wohl der älteste Darstellungsstil der Bildenden Kunst. Bildhauerei und Malerei widmeten sich dieses Themas über Jahrhunderte. Somit wundert es kaum, dass bereits in der Frühzeit der Fotografie Aktaufnahmen einen hohen Stellenwert hatten und das Interesse daran bis heute nicht nachgelassen hat. Im Allgemeinen wird für die Aktfotografie in analogen Bereich nicht häufig geredet und in vielen einschlägigen Fotoforen steht dieses Sujet eher am Rande. Auch wenn die digitale Fotografie in diesem Sujet häufig Verwendung findet, ist Rückbesinnung auf die Analogfotografie im Aktbereich unübersehbar.
Stärker als in anderen Bereichen der Fotografie, stellt sich beim Akt die entscheidende Frage nach Farbe oder Schwarzweiß. In der modernen, analogen Aktfotografie wird Schwarzweiß heute in Europa, Russland und Teilen der USA bevorzugt. Der japanische Bildstil wird vom Farbbild beherrscht. Selbstverständlich ist diese Wahl immer abhängig vom Geschmack des Fotografen, aber es ist interessant zu beobachten, wie sich der Lokal- und Zeitgeschmack auch in der Fotografie manifestiert. Die moderne Analogfotografie hat sich vom Retro-Stil befreit – zumindest im Aktbereich. Der zeitgemäße Bildausdruck wird deutlich von Filmeigenschaften und immer häufiger auch durch bewusst eingesetztes Korn bestimmt.
Die Auswahl an unterschiedlich ausgeprägten Filmen ist erstaunlich groß. Alleine schon „warm“ oder „kalt“ ausgeprägte Farbausprägungen von Farbfilmen entscheiden deutlich über die letztendliche Aussage des Bildes. Ein beliebter Farbfilm in diesem Bereich ist der „Fuji X-Tra 400“, mit einer neutralen, leicht kühlen Farbanmutung. Ganz anders, nahezu mit farblichem Kuschelfaktor, stellt sich der „Kodak Ektar“ dar. Wer das Knallbunte mag und seinem Hang zum Pinup nachgehen möchte, findet im „Kodak 160 VC“ den richtigen Bildpartner. Eine Spezialität in der Aktfotografie ist das Dia, zum dem sich immer mehr Fotografen hinwenden. Mit dem „Fuji Provia 400 X“ entstehen ganz besondere Bilder, die in ihrer Tiefe und Farbechtheit nicht nur den Akt, sondern auch die Umgebung in einer einzigartigen Stimmung wiedergeben.
Das klassische Aktbild in schwarzweiß hat eine lange Tradition. Heute ist wieder der Bildstil des Piktoralismus modern geworden und auch eine neu definierte Sachlichkeit erlebt in der Analogfotografie großen Zuspruch. Da heute viele unterschiedliche Schwarzweiß-Materialien zu Verfügung stehen, fällt die Auswahl nicht ganz leicht. Orthochromatische Filme verleihen dem Bild einen strengen Ausdruck, panchromatische und superpanchromatische eine Art Reportage-Stil. Wer Korn vermeiden möchte, findet in den T-Max-Filmen eine interessante Auswahl sowie passende Chemie für die Entwicklung. Seit Jahrzehnten ist der “Kodak Tri-X” das beliebteste Filmmaterial, um das erzählende, mit Ausdruck und Charakter ausgestattete Aktbild in schwarzweiß einzufangen – das Filmaterial ist heute noch genauso modern wie vor 20 Jahren. Das schwere, aussagekräftige Bild lässt sich hervorragend mit den Filmen von efke einfangen. Viele Aktfotografen haben den „Rollei R3“ geliebt, den es zurzeit leider nur noch im Kleinbildformat gibt.
Ein häufig diskutiertes Thema in der Analogfotografie ist das Aufnahmeformat. Kleinbild und Mittelformat sind üblich und es ist alleine dem Fotografen überlassen, welches Format seiner Fotografie eher entspricht. Großformat wird seit rund einem Jahr immer häufiger eingesetzt. Mit Sicherheit ist hier der Wunsch nach maximaler Detailgenauigkeit ein entscheidendes Kriterium. Aber auch die Möglichkeiten der perspektivischen Ent- und Verzerrung lassen Künstler zu Kameras dieses Formates greifen. Ein nicht unerheblicher Faktor der Großformatfotografie im Aktbereich ist auch das Abbildungsvermögen der zu Verfügung stehenden Objektive und das „entfesselte“ Arbeiten mit der Großformat-Kamera. Zum Thema „Aktfotografie im Großformat“ findet in Kürze sogar ein Workshop in Stuttgart statt, bei dem noch Plätze frei sind.
Kreative, farbverfälschnde Filmmaterialien und der lomografische Bildstil werden zusehends weniger in der Aktfotografie eingesetzt. Es mag sein, dass sich dieses Darstellungsmittel mit der Zeit abgenutzt hat. Überhaupt wird deutlich, dass weniger Effekte ein fotografisches Bild beherrschen, sondern eher der ruhige, nachhaltige Bildausdruck gesucht wird. Dem kommt die Fotografie mit der Lochkamera entgegen. Seit geraumer Zeit widmen sich einige Fotokünstler dieser Art der analogen Fotografie und die Bildergebnisse sind stets spannend und eindrucksvoll. Ganz neu und vollkommen anders ist der Einsatz Sofortbild-Fotografie mit Impossible-Filmen in diesem Sujet, wobei ein anschließender Emulsionslift diese Aktaufnahmen zu wertvollen und begehrten Unikaten machen kann. Die Möglichkeiten in der analogen Aktfotografie sind nahezu unbegrenzt und es ist somit kaum nachvollziehbar, warum diese Aufnahmeart so wenig in die Öffentlichkeit tritt. Mit Sicherheit ist es ein Thema, bei dem es sich eine intensive Beschäftigung lohnt.