Vernissage der Ausstellung „think polar ! oids different“, Sonntag den 7. Dezember 2014. Zur traditionellen Adventsausstellung hatte die Spürsinn-Galerie eingeladen und in diesem Jahr einen gänzlich anderen Schwerpunkt gesetzt – Polaroid-Kunst von Tanja Deuß. Und allen Besuchern wurde sofort klar: Es ist ausgestellter Nonkonformismus.
Impossible-Filme + Polaroid-Kunst = Nonkonformismus
Die Zeiten der ursprünglichen Polaroid-Fotografie sind vorbei. Mit den Filmen von Impossible hat sich einiges geändert. Der Bildausdruck wendet sich stärker dem künstlerischen Bildausdruck zu. Dies reizt natürlich, die künstlerische Gestaltung weiter voran zu treiben. Tanja Deuß hat dies bei ihren ausgestellten Bildern mit Nachdruck unterstrichen. Mittels Emulsionslift, Hitzebehandlung oder anderen Manipulationen ist eindeutig Unikat-Kunst entstanden. Unikat, weil jedes Bild ein Einzelstück ist. Gleichzeitig, entsteht durch die Manipulation der Bilder ein neuer Reiz. Nicht die gewohnte Darstellungsweise der Fotografie, sondern eine bewusst gegen Konformität und Normen gerichtete Gestaltung von Bildern weckt Interesse und Aufmerksamkeit. Moderne Polaroid-Kunst und ausgestellter Nonkonformismus, wie er nur mit den Filmen von Impossible realisiert werden kann.


Eindrücke zur Vernissage
Nonkonformismus auch bei der Fotografie der Vernissage – schwarzweißer SX-70-Film mit buntem Rahmen. Wir alle kennen es noch: Der Polaroid-Film hat den markanten, weißen Rahmen. Impossible fertigt nun auch Filme, die einen bunten Rahmen haben. Besonders reizvoll ist die Ausführung, bei der jedes Bild eine andere Rahmen-Farbe hat. Eigentlich ein kleiner Gag, aber es ist schon spannend, weil die Farbe des Rahmen auch unmittelbar mit dem Motiv interagiert. Und da man nicht weiß welche Rahmenfarbe bei nächsten Bild „ausgespuckt“ wird, ist das ein zusätzlicher Reiz … ein weiterer Nonkonformismus.
Einige Besucher waren anfänglich irritiert, da Tanja Deuß ihre Polaroid-Kunst durch mutwilliges Zerstören der zugrunde liegenden Bilder erreicht. Die Kuratorin der Ausstellung, Anne Dickel (M.A. Kunstwissenschaft), hat dies in ihrer Eröffnungsrede auf den Punkt gebracht: Zerstören um Neues zu erschaffen.
Dieser Gewaltakt ist in seiner Brutalität der Geste so grausam und doch auch sehr vorsichtig und liebevoll. Ja fast fürsorglich wird sie auf einen neuen Grund gebettet.
Besser kann man diesen künstlerischen Prozess nicht umschreiben, der sich von der fotografischen Konformität befreit, um Nonkonformes entstehen zu lassen.
Zerstören um Neues zu erschaffen
Tanja Deuß behält ihr Wissen und ihre Techniken nicht für sich. In Workshops gibt sie ihre Erfahrungen weiter und zeigt, wie man es macht und welche Möglichkeiten es gibt. Unter dem Titel „nice to roid you“, findet am 25. Januar 2015 ein Workshop zu diesem Thema statt. Interessenten melden sich bitte direkt bei Tanja Deuß an. Egal wie man zum fotografischen Nonkonformismus steht, der Fotografie eine andere Gestalt zu geben ist faszinierend. Außerdem macht das Ganze auch noch Spaß. Der Hinweis auf den Spaßfaktor ist hier vielleicht eine banale Feststellung, aber bestimmt nicht ohne Bedeutung.
Die aktuelle Ausstellung „think polar ! oids different“ kann noch bis zum 14. März 2015 in den Räumen der Spürsinn-Galerie besichtigt werden. Die Öffnungszeiten der Galerie sind Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Samstags von 10 bis 14 Uhr.
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